Ratssitzung – Düsseldorf quatscht (heute) keine Opern

15. Mai 20240

Eigentlich hätte das Thema „Opern-Neubau“ im Mittelpunkt der Ratssitzung stehen sollen, doch da noch so manche Fragen offen waren, wurde seitens des Rats sehr kurzfristig die Entscheidung getroffen, dieses überaus komplexe Thema in die nächste Ratssitzung zu verschieben. Nachvollziehbar, schließlich gibt es auch auf unserer Seite noch viele Fragen (die wir eigentlich auch in unseren Anfragen & Anträgen formuliert haben). Letztlich sollte durch diese Entscheidung dann die aktuelle Ratssitzung auch etwas kürzer ausfallen.

 

Wir haben uns daher entschieden, dementsprechend unseren Antrag zur Unterstützung der Seenotrettung in den Fokus zu nehmen, denn schließlich konnte der ja in der vergangenen Ratssitzung nicht behandelt werden und hat (leider) an Aktualität nichts eingebüßt.

Als wir das Rathaus betraten, grüßte uns auch gleich ein Kunstwerk in der Lobby, dass genau jenem Thema gewidmet und von Schülern der Internationalen Förderklassen des Leo-Statz-Berufskollegs Düsseldorf sowie des Künstlers Jacques Tilly mit Unterstützung der AWO Ehrenamtsakademie Sachsen-Anhalt angefertigt worden war. Hiervon optimistisch gestimmt, traten wir also ein. Eine Stadt wie Düsseldorf, die sich im Bündnis Städte der sicheren Häfen engagiert und stets lobende Worte für die Arbeit der Seebrücke hat, wird sich ja bestimmt auch dazu bekennen, mal ein paar Penunzen (10.000 € pro Haushaltsjahr für die Dauer von 4 Jahren) abzudrücken, um jenen zu helfen, die in Seenot geraten sind. Oder? ODER???

 

Wir sollten uns noch nie so getäuscht haben, denn eine Mitgliedschaft in einem Bündnis bedeutet ja noch lange nicht, dass man darin auch aktiv ist. Im Grunde ist es wie dieses nervige Fitness-Studio-Abo, das man hat und bezahlt, aber irgendwie doch nie zum Trainieren nutzt. Ok, dass Beispiel mag etwas hinken (denn für das Fitnessstudio entrichtet man ja schließlich trotz Nicht-Hingehens einen recht stattlichen Obolus), aber ihr wisst schon, wie wir das meinen. Es zeichnete sich recht schnell ab, dass wir mit unserem Antrag diesmal scheitern würden, aber dennoch wagte Mique einen letzten Versuch.

 

Der erhoffte Erfolg blieb jedoch aus. Kein Wunder, dass auch Lukas entsprechend frustriert war, schließlich sei die Stadt ja dazu bereit, 400 Mio. Euro für den Neubau einer Oper auszugeben, aber nicht mal 40.000 Euro, um Menschenleben dem Ertrinken im Mittelmeer zu bewahren. Was ist die Mitgliedschaft im Bündnis für sichere Häfen wert, wenn man sich davor drückt, genauso viel Geld wie Köln zu investieren?

Dafür: Die PARTEI-Klima-Fraktion, Die Linke, SPD
Enthaltungen:
Dagegen: Bündnis 90 / Die Grünen, CDU, FDP, AFD

 

Alles nur heiße Luft (und Wasser)!

Einem anderen Bündnis wollte Düsseldorf aber sofort die Hand reichen, dem Bund der Wasserstoffregionen. Offenbar will man zukunftsorientiert die anvisierte Klimaneutralität auch mithilfe der Wasserstofftechnologie erreichen. An sich ist das kein schlechter Gedanke, doch getreu den Worten eines bekannten Dichters (Friedrich Schiller) „Drum prüfe wer sich ewig bindet…“ fiel die Informationslage zu besagtem Bündnis für unseren Geschmack sehr dürftig aus. Einige fragten sich gar, ob wir durch unsere Zustimmung im Rat womöglich ein weiteres düsteres Kapitel des Kolonialismus ermöglichen würden. Mique brachte unsere Sorgen während ihrer Rede wohl am besten zum Ausdruck.

 

Wir sind schon sehr gespannt auf die Wasserstoffbusse, welche die Rheinbahn anschaffen will, von denen Dezernent Kral gesprochen hat. Ob es damit dann wohl endlich zur „Klimahauptstadt“ reicht? Ein gewisser Zweifel bleibt unsererseits bestehen, was wohl auch an der nachfolgenden Entscheidung des Rats liegen dürfte.

Der Geist ist willig aber das Fleisch ist…einfach zu lecker!

Die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), recht viele Mediziner*innen und natürlich Klimaschützer*innen sind sich einig: Eine fleischärmere Ernährung wie z. B. die Planetary Health Diet der EAT Lancet Comission, täte nicht nur unserer Gesundheit sehr gut, sie wäre auch noch ein Segen für Natur und damit auch die biologische Vielfalt, die uns mit zahlreichen Schöpfungen wie bspw. dem Pfeifhasen gesegnet hat. Es müsste doch also mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht auch den Segen des Rates für eine eher pflanzlich gestaltete Ernährung bekämen – zumindest dachten wir das, als wir den Antrag auf Unterstützung des „Plant Based Treaty“ einbrachten.

 

Trotz unserer Lieferung auf einem Silbertablet schien der Antrag der überwiegenden Mehrheit des Rates dann mangels Fleisch doch nicht zu schmecken. Zugegeben, dass die Menschen in unserer Stadt von heute auf morgen auf Fleisch verzichten würden, hatten wir auch nicht erwartet, jedoch hatten wir auf ein positives Signal von Düsseldorf aus gehofft, das man die Zeichen der Zeit erkannt hat.

Dafür: Die PARTEI-Klima-Fraktion, Die Linke
Enthaltungen: Bündnis 90 / Die Grünen, Ratsherr Lemmer (Tierschutz / Freie Wähler), Ratsfrau Marmulla (Die Linke)
Dagegen: SPD, CDU, FDP, AFD, OB Keller

Menschen die auf Opern starren

Vielerorts sind die Kulturstätten in einem nicht sonderlich guten Bauzustand und oftmals fällt die Entscheidung, ob eine Sanierung noch sinnvoll ist, schwer, aber letztlich doch zugunsten eines Neubaus aus. Nicht nur Kulturliebhaber*innen blutet da das Herz, wenn man zusehen muss, wie ein Ort der kreativen Gestaltung und Fantasie nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Damit dieses Schicksal nicht auch die Düsseldorfer Oper ereilt, hatte Die Linke eine Umfrage in der Bevölkerung durchgeführt, die uns ein wenig Kopfschmerzen bereitete, weil ihre Methodik doch hier und da etwas „löchrig“ ausfiel. Mique fasste es in ihrem Redebeitrag folgendermaßen zusammen:

 


Ein kleiner Silberstreifen am Horizont!

Und damit waren wir dann auch schon wieder am Ende der Ratssitzung angelangt. Konnten wir unsere Anliegen erfolgreich platzieren? Konnten wir die Menschen mitnehmen? Und wie haben eigentlich unsere Ratsleute das Geschehen aus ihrer Perspektive bewertet? Das wollte ich am Ende wissen und habe sowohl Mique als auch Lukas um ein Statement gebeten, dass ihr hier finden könnt.

An der Stelle noch mal vielen Dank an Mique und Lukas, dass ihr euch extra Zeit für dieses Statement freigeschaufelt habt, um uns einen Einblick in eure Gedankenwelt zu gewähren.

Chris Geißler

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