Die sitzungsfreie Zeit haben wir jüngst für einen Besuch der Anbaufläche der Solawi beim Südpark genutzt. Solawi steht für Solidarische Landwirtschaft, ein Konzept, bei dem Menschen gemeinschaftlich die gesamten Betriebskosten der Landwirtschaft mit einem monatlichen Beitrag finanzieren und dabei auch alle Risiken mittragen. Das schafft Sicherheit für den landwirtschaftlichen Betrieb, da nicht nur die Produkte finanziert werden, sondern alle Kosten, die bei Anbau, Pflege und Ernte anfallen. Für den monatlichen Beitrag erhalten die Menschen einen Ernteanteil, also eine Gemüsekiste. Neben dem finanziellen Beitrag arbeiten die Mitglieder pro Ernteanteil an acht Tagen im Jahr vor Ort mit. Da eine Gemüsekiste für eine Person zu viel des Guten wäre, teilen sich oft mehrere Personen eine solche Kiste, ganz nach persönlichem Bedarf.
Erfreulicherweise ist eines unserer Fraktionsmitglieder, Michael Bonke, Gründungsmitglied des Solawi Düsseldorf e.V., sodass wir eine Einführung in das Konzept, die Arbeitsweise und einen Blick hinter die Kulissen aus gut unterrichteter Quelle erhalten haben. Wir erfuhren, dass der Solawi Düsseldorf e.V. derzeit 100 Kisten pro Woche produziert.
Grob rechnet man dort mit einem Platzbedarf von 100 Quadratmetern Anbaufläche für eine Gemüsekiste. Derzeit sind sechs Menschen in Teilzeit beschäftigt. Gestartet ist man mit einer Fläche von 3.800 Quadratmetern in Kaarst-Büttgen. Die Fläche am Südpark pachtet der Verein von der Stadt Düsseldorf, mit ca. 5.000 Quadratmetern ist sie zu klein um den gesamten Bedarf zu decken, so dass man sich der logistischen Herausforderung gestellt hat, beide Flächen zu bewirtschaften.
Die Solawi legt Wert auf Vielfalt und samenfestes Saatgut, so dass man auch Gemüsesorten auf den Teller bekommt, die im Supermarkt nicht zu haben sind. Seit über zwei Jahren besteht eine Kooperation mit einem Obstbauern mit Streuobstwiese im Nettetal und auch für leckere Biokartoffeln gibt es einen Partner.
Spannend war für uns zu erfahren, dass laut einer Studie 80 Prozent der Anteilsnehmer*innen in deutschen Solawis einen Hochschulabschluss haben. Die Frage, wie man für weniger gut Situierte attraktiv werden kann, beschäftigt die Solawi. Für Interessierte gibt es über das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft eine Gründungsberatung.
Nach dem Theorieteil ging es ans Praktische. Tina, eine der der beiden anwesenden Mitarbeitenden, wies unsere Fraktionista in den richtigen Gebrauch der Schuffel ein. Damit kann man ungewünschte Beikräuter kurz unter der Erdoberfläche abschneiden. Das schont das Bodenleben und man kann dennoch den unerwünschten Wildkräutern beikommen.
Eine andere Gruppe machte sich daran, die Blüten des Basilikums abzuknipsen. Das würde zu sehr verholzen und feste Blätter ausbilden, ließe man es blühen und Saatgut ansetzen. Eine dritte Gruppe schichtete mit Pilzmyzel geimpfte Birkenstämme an einen besser geeigneten Platz um, so dass die Pilz AG dort hoffentlich bald Pilze ernten kann. Nach getaner Arbeit machten sich alle über die Leckereien des Mitbringbuffets her.
Danke, Tina und Anika, danke Michael! Der Satz,“Nichts ist so kraftvoll wie eine Gemeinschaft, die nach einem idealistischen Ziel strebt.“, war stark und überzeugend. Wir stimmen Eurer Einschätzung zu, dass Düsseldorf Hunderte Solawis braucht!
Mehr Infos zur Solawi hier: www.solawi-duesseldorf.de